Baubericht Nr. 9
von Peter · 16. Februar 2020
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Es gibt wieder von Fortschritten zu berichten. Wir haben in unserem Weihnachtsurlaub und an den Wochenenden danach fleißig gearbeitet und auch andere für uns arbeiten lassen.
Die kurz vor Weihnachten gelieferten Sperrholzzuschnitte für die Wände wurden auf das Endmaß zugeschnitten. Die Wände werden im oberen Teil aus einem glatten und leichten Sperrholz hergestellt, das später tapeziert werden soll. Der untere Teil, vom Fußboden bis zur Unterkante der Fenster, soll als Wandpaneel erscheinen. Da hier eine tatsächliche Paneele aus Brettern zum einen weniger Stabilität, zum anderen aber auch mehr Gewicht bedeutet hätte, haben wir etwas stärkere Sperrholzplatten mit Nuten versehen, um den Anschein einzelner Bretter zu erwecken. Und wie schon so oft handelt es sich auch hier nicht nur um ein Teil, sondern um viele, gefühlt hunderte! Deshalb ging schnell ein halber Nachmittag allein dafür drauf, die Maße anzuzeichnen und die Nuten sauber zu fräsen.
Die Bretter wurden dann von Beate in wirklich tagelanger Arbeit zunächst so abgeklebt, dass die roten Streifen sauber gestrichen werden konnten. Zweimal. Dann wurde das Klebeband abgezogen und die Bretter so abgeklebt, dass die türkisenen Streifen sauber gestrichen werden konnten. Auch zweimal. Und schließlich wurden die Bretter so abgeklebt, dass die goldenen Streifen sauber gestrichen werden konnten. Das Abkleben hat mindestens so lange wie das Streichen gedauert und hat Beate eine ihr eher untypische Geduld abverlangt. Das Ergebnis allerdings entspricht voll unseren Erwartungen, so dass sich die Mühe gelohnt hat.
Gleich nach unserem Urlaub hatten wir uns mit einem Dachdecker zur Vorstellung unseres Fahrzeugs verabredet. Es sollte die erste eigene Fahrt nach der Zulassung des Wagens werden, und wir ahnten nicht, welche Überraschungen sie bergen würde. Der Dachdeckerbetrieb ist in Hamm, ca. 25 km von uns entfernt und somit in gut erreichbarer Nähe. Wir waren sehr froh, dass uns das PKW-Navi über bekannte Wege, am Ende aber nicht direkt durch die Innenstadt führen wollte. Das musste nun wirklich nicht sein, gleich bei der ersten Fahrt durch das Feierabendgetümmel einer vielleicht unübersichtlichen Stadt zu fahren. Es lief gut, das Fahren machte riesen Spaß, und Beate achtete mehr noch als ich auf alle Höhen- oder Gewichtsbegrenzungen der Straßen, damit wir nirgends anecken würden. Spannend wurde es, als die Route unter dem Güterbahnhof durchführte, dessen gutes Dutzend Gleise auf einer knapp fünfhundert Meter langen Strecke von vier Brücken getragen werden, unter denen eine Durchfahrtshöhe von 3,5 m angezeigt war. Wir hatten vorher sicherheitshalber noch gemessen und unsere Fahrzeughöhe mit 3,485 m festgestellt. Ein komisches Gefühlt ist es trotzdem, so am Limit zu sein und nicht ganz sicher zu wissen, ob wir das Fahrzeug am Ende skalpieren würden. Im Anschluss entdeckte Beates aufmerksames Auge dann das nächste Hindernis, eine Durchfahrt von nur noch 2,9 m. Das war nun selbst nach Abzug möglicher Toleranzen weit ab von dem, was noch ohne Schaden passabel wäre. Also widersetzten wir uns der Anweisung des Navis und fuhren ein ordentliches Stück weiter, um irgendwie von hinten herum ans Ziel zu gelangen. Als wir wieder Kurs nahmen, fuhren wir durch ein Wohngebiet mit 30er-Zone, was der vermiedenen Durchfahrt durch die Innenstadt im Grunde in nichts nachstand. Vorbei an parkenden Autos, den Gegenverkehr abwarten, dann wieder anfahren, und am Ende genau da rauskommen, wo uns die erste Route auch schon hingeführt hätte: vor die Durchfahrt mit nur 2,9 m Höhe. So ein Mist. Also innerhalb des Wohngebiets mit seinen engen Straßen die Runde gedreht und ab nach stadtauswärts. Links geblinkt und schon fast eingebogen, sahen wir als nächste Hürde das Verbot für Fahrzeug über 3,5t, vermutlich eine altersschwache Brücke, über die wir auch nicht fahren durften. Wenn wir uns auch nicht ganz wie Damon fühlten, so stellte sich uns doch etwas beharrlich in den Weg, mit dem wir nicht weiter klar kamen. Entnervt fuhren wir zu nächsten Hauptstraße und riefen erst mal beim Dachdecker an, dass es etwas später würde. Der gewiefte Mann schaltete sofort, fragte uns nach unserem Standort und befahl uns, uns nicht vom Fleck zu rühren. Nach knapp fünf Minuten kam er mit seinem üppigen SUV und lotste uns in einem gut 7 km langen Bogen zu seiner Firma. Das Kuriose dabei war, dass dieses Firmengelände tatsächlich unmittelbar hinter der zu niedrigen Durchfahrt war… Der Rückweg war dann ganz einfach: immer geradeaus, kurz durch die Innenstadt von Hamm und ab in Richtung Ascheberg. So geht’s auch.
Beim Innenausbau wurden erste Vorbereitungen für die Nasszelle getroffen, wobei Zelle angesichts der Maße von 70 x 120 cm schon geradezu euphemistisch ist. Vielleicht sollten wir eher Nasskäfig dazu sagen. Wir haben aber nicht mehr Platz zur Verfügung und werden das Raumwunder vollbringen müssen, neben einer Toilette und einem Waschbecken auch noch eine Dusche einzubauen. Aber davon in einem späteren Blog mehr. Soviel sei aber schon gesagt: Es wird eine klappbare Duschwand geben und die Toilette wird eine Trocken-Trenn-Toilette. Den erforderlichen Sitz dafür haben wir bereits bestellt, um besser Maß nehmen zu können.
Dann wurden Sperrholzplatten über dem Sturz der Trennwand angebracht. Diese Platten hatten, wie einige andere Eichenhölzer auch, ein paar Wochen in der Scheune gestanden und waren dem Dunst der Verdauungsendprodukte der dortigen Jungbullen ausgesetzt. Diese ammoniakhaltige Luft reagiert mit der Gerbsäure im Eichenholz und erzeugt einen wunderbar warmen, braunen Holzton, der durch das anschließende Ölen noch verstärkt wird. Dies hatte bereits dem Oberlicht, den Eckpfosten und der Hecktür einen wunderschönen Farbton verliehen und machte dasselbe jetzt auch mit dem Sperrholz.
Nachdem die Decke mit Konterleisten in den Achsen und rundum versehen wurde, konnten auch dort die Sperrholzverkleidungen angebracht werden. Da Beate an diesem Tag einen Krankenhausbesuch bei ihrer Mutter machte, wollte ich es allein versuchen. Unter Zuhilfenahme von Leisten, dem Abstützen der Platten auf meinem Kopf und sonstiger Akrobatik gelang es mir, sowohl das Kabelleerrohr an der richtigen Stelle durchzuziehen als auch die Platten absolut passgenau einzusetzen. Fix die Befestigungsschrauben hineingedreht und fertig war die Decke.
Nun kam auch pünktlich die Lieferung der Schornsteinelemente für den später noch einzubauenden Holzofen. Wir waren etwas unter Zeitdruck, da wir mit dem Dachdecker vereinbart hatten, am folgenden Montag das Fahrzeug dorthin zu bringen, und dafür sollte der Schornstein eingebaut sein. Zum Glück lief es wie am Schnürchen, und nachdem das Dach durchbrochen und ein Sparrenhalter improvisiert wurde, stand innerhalb von ca. 3 Stunden der fertige Schornstein. Dieser wirkt mit seinem Außendurchmesser von 17 cm auf den ersten Blick etwas überdimensioniert, was aber der Rohrisolierung von 3 cm geschuldet ist, die auch dazu beitragen soll, dass es beim Heizen nicht zu heiß wird oder gar die Tapeten zu brennen anfangen.
So konnte es also zum Dachdecker gehen.
Wir hatten uns auf ein Blechdach aus 0,7 mm Alu-Blech verständigt, weil die üblichen Eindeckungen aus Zinkblech oder gar Kupfer viel zu schwer geworden wären. Ein letzter Blick auf den Farbfächer, ob der von uns ausgewählte Farbton auch bei Licht betrachtet noch der richtige ist. Und dann das Fahrzeug in der Halle des Dachdeckers abgestellt.
Nun hieß es: abwarten. Und die Zeit bestmöglich nutzen. Bei Manufactum kauften wir schöne Bakelit-Aufputzschalter, die wir alsbald ihres Innenlebens beraubten, um nur die Hülle umzuarbeiten und daraus später 12-Volt-Zigarettenanzünder-Steckdosen zu machen. Sicherlich nicht die preisgünstigste, aber aus unserer Sicht die schönste Lösung.
Es ließ mir natürlich keine Ruhe, und so musste ich nach ca. zwei Wochen morgens vor der Arbeit einmal beim Dachdecker nach dem Rechten schauen. Was ich sah, ließ erahnen, dass sich das Warten lohnen und wir ein ausgesprochen schönes Ergebnis abgeliefert bekommen würden. Im Hof stand eine seltsame Maschine, mit der die Blechschare gebogen und gleichzeitig mit dem Stehfalz versehen werden können. Bei den langen Bahnen auf dem oberen Dach hieß das, etwa sechs Meter gerade durchlaufen zu lassen und dann rechtzeitig an der Kurbel zu drehen, um am richtigen Punkt mit der Biegung zu beginnen. Der Geselle hatte Spaß an der Arbeit, weil so etwas nicht alltäglich ist. Oder, um es mit Loriot zu sagen (anlässlich der Klavierlieferung von Frau Berta Panislowski aus Massachusetts): „… für Sie ist es doch auch mal was anderes…“
Und dann auch dort die immer selbe Frage: Was soll das werden? Ich versteh‘ das nicht. Sieht man das denn nicht? Sicherlich glaubt nun niemand mehr, dass es ein Viehtransporter werden könnte. Was aber dann, wenn nicht ein fahrbares Zuhause?
Und zu guter Letzt kann ich von einem unerwartet schönen Ausflug nach Mülheim an der Ruhr berichten. In Mülheim ist der Firmensitz von Holz Vogt. Hier hatten wir bereits nennenswerte Mengen Sperrholz von guter Qualität bezogen und zu uns nach Hause liefern lassen. Nun wollte ich die Bestellung selbst abholen und schlich mich deshalb mit dem geliehenen Sprinter im Feierabendverkehr durch die terra incognita des Ruhrpotts, um mitten in Mülheim den Firmensitz als einen verwunschen Ort aus einer anderen Zeit zu entdecken. Direkt an einer viel befahren Straße fand ich in einer grauen Putzfassade die Hofdurchfahrt und landete in einer Idylle, die absolut überraschend und unerwartet und selbst an diesem nieseligen Tag unwiderstehlich war. Im Büro traf ich den in dieses Umfeld perfekt passenden und mit seinem freundlichen Auftreten gewinnenden Herrn Strauch, der den Betrieb in der wievielten Generation leitete und ein wahrer Schöngeist zu sein schien. Bestimmt ein ehemaliger Soziologie-Student oder so etwas, sanft und freundlich, und leidenschaftlicher Science-Fiction-Leser. Nachdem er mir versicherte, dass die Hofeinfahrt für den Sprinter geeignet sei, bugsierte ich den Sprinter erst durch die enge Durchfahrt und dann durch das Holzlager, hinter dem man gut wenden können sollte. Die Schneise, die man mir zum Durchfahren ließ, war höchsten 5 cm breiter als der Sprinter, und so glich es einer heimlichen Fahrprüfung, die ich – wer weiß, wie – glücklicherweise bestanden habe. Das Holz war abholbereit und wurde mit Hilfe des Sägemeisters rasch im Wagen verstaut. Nachdem ich mit Herrn Strauch noch ein angenehmes Weilchen plauderte, fuhr ich beseelt vom Hof mit der Absicht, die Abonnenten meines Blogs um eine Person zu erweitern und auf jeden Fall mit Beate an einem warmen Sommertag gemeinsam hierher zu kommen und mit Herrn Strauch in seinem Hof von uns mitgebrachten Kaffee und Kuchen zu verzehren.
Für heute war es das.
Immer hübsch frei bleiben!
Hallo Frank, wir freuen uns, dass du Kontakt zu uns hältst bei dem Traktor hoffe ich, dass er für einen…
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