Baubericht Nr. 12
von Peter · 26. Dezember 2020
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Im Laufe meiner Bauberichterstattung gab es vereinzelte Stimmen möglicherweise zweifelhafter Freunde, die geradezu darauf lauerten, dass ich über Fehler, die mir unterlaufen wären, berichten müsste, und die im Ausbleiben dieser Informationen vielleicht sogar übermenschlichen Fähigkeit der handelnden Personen sahen, was zu verständlichen Irritation geführt haben könnte. Auch bei den zahlreichen von mir abonnierten YouTube-Kanälen rund um den Wohnmobilausbau scheint es immer so, als beherrschten die Protagonisten das Feld in perfektester Manier und würden rein gar keine Fehler machen. Solange allerdings jeder nur die einwandfreien Bilder zeigt, sieht alles wie eine einzige Erfolgsstory aus, und man könnte sich fragen, ob derjenige in seinem Leben eigentlich nie etwas anderes getan hätte, als Wohnmobile zu bauen. Solche idealisierte Vorstellungen haben auch mein Bild vom geplanten Ausbau bestimmt. Heute aber kann ich euch versichern, dass bei mir fast gar nichts perfekt oder übermenschlich ablief, und dass ich mir schon sehr früh eingestehen musste, dass ich mich mit den Ergebnissen oft weit weg von besonderem Können und den eigenen, strengen Idealen bewegte.
Ich will nicht den Zimmermann, noch den Tischler geben. Ich sehe mich bestenfalls als Autodidakten oder begeisterten Dilettanten, der ohne ausreichend Erfahrung oder gar Lehrstunden seine theoretischen Überlegungen mit mich selbst manchmal beängstigender Chuzpe im und am Objekt umsetzt. Und ich gebe zu: ja, es hat nicht alles immer gleich auf Anhieb geklappt. Eigentlich muss ich sogar sagen, dass fast gar nichts auf Anhieb geklappt hat. Es fühlt sich so an, als hätte ich alles mindestens zweimal gemacht, das erste Mal zum Ausprobieren und das zweite Mal, um es dann (halbwegs) richtig zu machen. Und hier gebe ich mir jetzt die Blöße, den Lästerern meines vermeintlich fehlerfreien Werkes auch noch mein Unvermögen zu dokumentieren. Nennen wir es „Pleiten, Pech und Pannen“.
Ich habe natürlich nicht jede einzelne Schraube, die im harten Eichenholz abgebrochen ist, oder unschöne Schnittkanten an den Hölzern, Ausrisse und dergleichen fotografiert. Auch zeige ich nicht meine schon immer ungenügende Technik im Umgang mit Silikon & Co. Dies alles gehört zu den milderen und deshalb nicht erwähnenswerten Pleiten.
Fangen wir trotzdem klein an. Um eine stabile, aber zugleich leichte Unterkonstruktion für die Duschwanne herzustellen, schien mir ein Gefach aus vielen dünnen, ineinandergesteckten Sperrholzstreifen eine geradezu geniale Lösung. Es hätte auch klappen können, aber das verwendete Sperrholz war viel zu dünn und zu leicht, und die Konstruktion brach schon beim Zusammenstecken auseinander. Das will man dann wirklich nicht unter einer Duschwanne haben, wo später nie wieder ein Herankommen sein wird. Dann also doch die stabilere Version mit Siebdruckplatten. Und zur Erleichterung wurden jede Menge Löcher herausgefräst. So hält das richtig gut.
Im letzten Winter hatten wir die Abschlussleisten der Außenverblendung angebracht. Ein Nachbar hatte Kontakt zu einer Lackiererei, wo wir alle Alu-Profile zu einem guten Preis pulverlackieren lassen konnten. Sie sollten angebracht werden, bevor wir die Vorstellung des Fahrzeugs beim TÜV hätten. Verarbeitungshinweise auf irgendwelcher Bauchemie haben mich noch nie besonders interessiert, und so verwendete ich das Dichtmittel ganz offensichtlich bei Temperaturen, die – sagen wir mal so – subideal für das Produkt waren. Zwar hatten wir die Metallteile und die Dichtungsmasse woher am Ofen im Wohnzimmer vorgewärmt, aber die Bretter am Fahrzeug waren natürlich genau so kalt wie die Umgebung und damit zu kalt, als dass die Dichtmasse überhaupt halten könnte. Für den TÜV reichte das, aber wir mussten im Frühjahr alles wieder abschrauben, die alte Masse entfernen und alles wieder neu machen. Bei dieser Gelegenheit haben wir dann auch den sich als viel zu empfindlich erweisenden Maschendraht durch ein stabiles Lochblech ersetzt.
Im Kofferraum wollten wir Zurrschienen anbringen, um die Ladung dort gut gegen Verrutschen zu sichern. Die Schienen wurden alle 20 cm vorgebohrt, gesenkt und dann schön als Abschlussprofil in den Winkel zwischen Boden und Seitenwand verschraubt und verklebt. Sehr stolz bewunderte ich erst mich und dann mein Werk. Danach fiel mir auf, dass noch der Filzbelag auf den seitlichen Brettern fehlte, der doch durch die Schienen abgedeckt werden sollte. Also alles wieder abgeschraubt, den Kleber entfernt, den Filz aufgeklebt und dann richtig gemacht.
Einen Fehler der Kategorie „saublöd“ habe ich bei der Wandverkleidung gemacht und dabei die Erkenntnis gewonnen, dass „mal eben“ der kleine Bruder von „schei…“ ist. Zwei Seitenverkleidungen waren auf Übermaß hergestellt worden und mussten nun hinten (!) auf die richtige Länge gekürzt werden. Das kann man doch wirklich noch schnell vor dem Abendessen erledigen, dann ist das auch schon mal geschafft. Unter völliger Missachtung des einerseits regelmäßigen Farbwechsels und der andererseits auch noch unterschiedlichen Höhen der Bretter habe ich diese dann gekürzt, aber nicht hinten, sondern unvorstellbarer Weise vorn. Das ließ sich auch nicht mal eben einfach beheben, den herausgesägten Teil konnte ich nicht wieder verwenden, weil zumindest die Stärke des Sägeblattes an Material fehlte. Also musste ich tatsächlich neue Streifen herstellen. Da kein passendes Sperrholz mehr da war, musste eine dickere Platte dünner geschliffen und dann wieder mit einer Nut versehen werden, Beate musste sie wieder in mehreren Schritten lackieren und ich sie dann so unauffällig wie möglich mit den verbliebenen Brettern verbinden.
Wie weit lässt sich eigentlich das geparkte Fahrzeug hinten über die Luftfederung anheben und absenken. Dieser Frage wollte ich gemeinsam mit Nachbar Jürgen nachgehen. Also endlich mal wieder den Diesel angeworfen, Vorratsdruck aufgebaut und dann die Luftfederung aufgepumpt. Nach oben lässt sich der Wagen um ca. 8 cm hochheben, so viel weiß ich jetzt. Und nach unten? Ich ließ den Druck ab, aber der Aufbau senkte sich nur ein kleines Stück, mehr passierte nicht. Also weiter den Druck abgelassen. Hmm, immer noch nichts. Also noch mehr Druck ablassen – na endlich, der Aufbau senkte sich – aber ruckartig und mit lautem Knall. Wir hatten übersehen, dass die Einstiegstreppe nur angelehnt war. Beim Hochheben rutschte sie unter den Zwischenrahmen und verklemmte sich dort. Sie hielt beim Ablassen des Luftdrucks noch ein Weilchen der Last der Kabine stand, bis sie dann unter dem erwähnten Knall zerbrach und eine unschöne Delle am Rahmen hinterließ. Monate später wurde die Schadensstelle mit Hilfe unseres Sohnes und seines Vorschlags, einen meterlangen Hebel zu Hilfe zu nehmen, wieder beseitigt.
Für die zerborstene Eingangstreppe musste Ersatz her, für den mir eine passend zugeschnittene Richtlatte und dünne, dafür aber hübsch aussehende Terrassendielen geeignet erschienen. Eine Befestigung der Stufen lediglich mit seitlich angebrachten Schrauben scheint aber offensichtlich nicht ausreichend zu sein.
Ein weitere von mir nicht bewältigte Herausforderung waren die Küchenmöbel. Mit einer sehr eigenwilligen, höchst komplizierten Konstruktion aus dünnen Sperrholzbrettern und filigranen Leisten erhoffte ich bei ausreichender Stabilität die größtmögliche Gewichtsersparnis. Beim Zusammenbau stellte sich dann heraus, dass die Konstruktion unmontierbar war und ich doch auf eine andere Lösung umschwenken musste.
Hier aber kommt – mit Abstand – der saublödeste, unnötigste und unkaschierbarste Fehler des ganzen Projektes. Hier gibt es kein „richtig“ oder „falsch“ mehr, sondern nur noch den Pokal „Vogel des Jahres“! Ich war sehr stolz auf die extrem passgenaue und in der Abwicklung gut koordinierte Wandverkleidung unserer kleinen Nasszelle. Die Oberfläche besteht aus HPL, manchem als „Resopal“ bekannt, und weist damit eine hohe Oberflächenfestigkeit und absolute Wasserdichtigkeit auf. Genau das Richtige also für die Wände dieses kleinen Raumes, an denen sicherlich überall mal Wasser(spritzer) hinkommen können. Als gewissen Nachteil dieses Materials könnte man sein Sprödigkeit und mangelnde Reparierbarkeit betrachten. Eine Schraube, von der anderen Seite in die darunter liegenden Holzrahmenkonstruktion eingeschraubt und nur ein ganz paar kleine Millimeterchen zu lang, durchstieß die makellose Platte rückwärts und hat den Absturz vom „Meister des Resopal-Ausbaus“ zum „Stümper 1. Klasse“ bewirkt. Noch im Moment des Schraubens wurde mir bewusst, dass ich gerade einen Fehler machte, allerdings hätte ich mein Hirn eine Sekunde früher einschalten müssen, um dieses Malheur zu verhindern. Solche Schäden sind dann die klassischen Bereiche zum Aufbringen von Pril-Blumen, Filz-Puffern, Blendleisten oder irgendeinem Deko-Ballast. Aber bei der Position helfen all diese Haushalts-Tricks nicht und sähen noch lächerlicher als die jetzige Macke aus. Die herausgebrochenen Splitter habe ich aufgehoben, und ich werde mir irgendetwas einfallen lassen, um den Schaden zu kaschieren oder gar zu beheben. Aber dafür brauche ich die Ruhe und Entspannung eines skandinavischen Winters – es wird also noch etwas auf sich warten lassen müssen. Falls unter den Lesern Fachkundige sind, die sich mit der Reparatur solcher Schäden auskennen, bin ich für Tipps außerordentlich dankbar.
Für heute war es das.
Wir wünschen alles Gute im Neuen Jahr, gute Gesundheit und die Rückkehr des liebgewonnenen Lebens, aber aus den unerwarteten Umständen des ausklingenden Jahres auch die Erkenntnis für das wirklich Wichtige und Wesentliche im eigenen Leben und dem Miteinander.
Immer hübsch frei bleiben!
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