Baubericht Nr. 11
von Peter · 22. August 2020
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Wie gerade kürzlich erst angekündigt, melden wir uns bereits heute wieder zu Wort und berichten über die letzten Entwicklungen in Sachen Zirkuswagenbau. Denn was wir euch beim letzten Blog noch vorenthalten haben ist, dass wir bereits auf Reisen sind.
Aber der Reihe nach.
In den einschlägigen Foren des Internets wird lebhaft für die frühzeitige Ummeldung des Selbstausbaus zum Wohnmobil geworben, nicht zuletzt wegen der günstigeren Steuer und Versicherung. Bei uns gestaltete sich dies durchaus schwieriger, vor allem aber langwieriger, und der vermeintliche Vorteil eingesparter KFZ-Steuer zieht zumindest bei einem LKW bis 7,5 t nicht. Als Wohnmobil steigt der Steuersatz sogar von 285 € auf 440 €. Aber die Zulassung als Wohnmobil ist die einzige uns bekannte Möglichkeit, überhaupt eine Versicherung für das Fahrzeug samt Auf- und Ausbau zu erlangen.
Es war uns auch während der gesamten Bauphase nicht gelungen, das Fahrzeug egal wie, und sei es einfach nur als „ruhender Gegenstand“, zu versichern. Es gibt wohl eine Versicherung mit dem merkwürdigen Namen „Heimateinstellversicherung“, mit der Fahrzeuge trotz Abmeldung einen nachwirkenden Versicherungsschutz z.B. bei Diebstahl haben. Da der LKW aber noch nicht auf unseren Namen angemeldet war, konnte eine solche Versicherung bei uns nicht greifen. Und da das Fahrzeug bereits zum Zeitpunkt der Überführung nicht mehr der Eintragung im Fahrzeugschein „LKW Plane und Spriegel“ entsprach, war auch eine erneue Zulassung erst nach Herstellung der neuen Hülle möglich. So mussten wir während der gesamten Ausbauzeit immer darauf hoffen, dass kein Blitz oder sonstiges Unheil die Scheune, in der das Fahrzeug untergebracht war, treffen oder jemand solchen Gefallen an dem halbfertigen Vehikel finden würde, dass er es ungefragt in seinen Besitz überführen würde.
Im Dezember dann – wir hatten darüber berichtet – konnten wir das Fahrzeug zumindest schon mal als „LKW geschlossener Kasten“ anmelden“. Aber auch für diese Fahrzeugart war kein umfänglicher Versicherungsschutz zu bekommen, zumindest haben wir keine Versicherung gefunden, die uns dies angeboten hätte. So war das Fahrzeug also nur Haftpflicht und Teilkasko versichert, und ehe wir damit halbwegs unbesorgt durch die Gegend fahren könnten, musste die Zulassung als Wohnmobil erwirkt werden. Wir fanden einen (nur einen!) Anbieter (RMV/KRAVAG), der das Fahrzeug unbesehen und nur anhand der von uns gemachten Wertangaben versichern wollte. Für alle anderen Anbieter, die überhaupt noch Wohnmobile über 3,5 t versichern, müssten wir ein Wertgutachten vorlegen. Und überraschenderweise verlangt jede dieser Versicherungen, dass dieses Wertgutachten immer bei demselben, offensichtlich auf solche Fahrzeuge spezialisierten Ingenieurbüro Happel in Bad Endbach erstellt wird. Sobald unser Fahrzeug also einmal wirklich endausgebaut ist, werden wir dort einen Termin machen, um anschließend einen Versicherungsvergleich vornehmen zu können. Wir sind schon jetzt gespannt, ob sich unsere eigene Bewertung mit deren Urteil decken wird.
Der Termin für die TÜV Begutachtung zur Erlangung der Wohnmobilzulassung war knapp kalkuliert, und glücklicherweise hatte der favorisierte TÜV-Prüfer seinen Urlaub bereits beendet und relativ kurzfristig für uns Zeit. Auch fiel uns gerade noch rechtzeitig ein, dass wir einen Termin bei der Zulassungsstelle reservieren mussten, was in Zeiten des Corona-Ausnahmezustands noch einmal besonders schwierig sein könnte. Aber auch das gelang uns.
Jetzt wurden noch rasch letzte Arbeiten erledigt. Eine liebe Freundin und akkurate Näherin ließ sich von uns erweichen, die Bezüge für unser Sofa und die Stoffe für die Rollos zu nähen. Das Ergebnis kann sich absolut sehen lassen, zunächst schon beim Probekissen und dann auch beim ganzen Rest. Blöderweise waren wir einem einschlägigen Tipp gefolgt, die Polster im Rohmaß einen Zentimeter größer zu machen, damit sie dann schön press in den Bezügen säßen. Blöd deshalb, weil der von uns gewählte Möbelstoff unerwartet elastisch und offensichtlich nicht in der Lage war, den Polsterkern zusammenzuziehen, und weil außerdem die Polster so fest sind, dass auch jeder andere Stoff sie kaum hätte aus der Form bringen können. So werden wir wohl in den langen Wintermonaten noch einmal Korrekturen vornehmen müssen, was ich hiermit der lieben Susanne schon mal auf schonende Weise beibringe…
Bei einem abstimmenden Telefonat mit dem TÜV erklärte ich entschuldigend, dass das Fahrzeug in Innenausbau noch nicht ganz fertig sei, wir damit aber unbedingt in den Urlaub fahren wollten. Es kamen die obligatorischen Fragen nach Bett und Tisch – und der Kochgelegenheit. Ja, die gäbe es, in Form eines Gasherdes aus dem Bootsbedarf, allerdings wegen der fehlenden Gasinstallation noch nicht angeschlossen. Wir würden so lange behelfsmäßig mit einem Spirituskocher kochen wollen*). Nun, das ginge nicht. Er könne ja nichts abnehmen, was noch gar nicht fertig installiert sei. „Bauen Sie doch schnell eine elektrische Kochplatte ein“, dann könnte er die abnehmen. Und auch, wenn dies als ärgerliche Investition erschien, war sie ganz offensichtlich unvermeidlich. Also bauten wir zur Begutachtung den bereits montierten Herd wieder aus und ein einfaches Induktionskochfeld ein, um kurz darauf dann alles wieder in den Ursprung zurück zu versetzen. Sollte nun unter euch ein potenzieller Wohnmobilbauer sein, könnten wir diesem unser Kochfeld zum selben Zweck des Vortäuschens falscher Tatsachen gern zu einem guten Preis (ein Fässchen Wein oder so) überlassen…
Wenig später folgte die mit Spannung erwartete und mit einer anstandshalber verbliebenen Sorge verbundene Begutachtung. Diese fiel überraschend unkompliziert aus, und neben ein paar Blicken auf das technische Innenleben sowie einigen Erläuterungen zu den verbauten Systemen drehte sich die Begutachtung vor allem um die Frage, wie man überhaupt auf so eine (bekloppte?) Idee gekommen sei und um welche Stilepoche es sich beim Ausbau wohl handeln dürfte. Ein freundlicher Austausch auf Augenhöhe, anerkennende Reaktionen des Prüfers, und der Drops war gelutscht. Nach wenigen Tagen lag das Gutachten dann in unserem Briefkasten, rechtzeitig genug, um den letztmöglichen Termin bei der Zulassungsstelle am 7. August, 9.15 Uhr wahrnehmen zu können. Denn am selben Tag wollten wir zu unserer Jungfernfahrt aufbrechen!
Wer schon mal bei der KFZ-Zulassungsstelle war, kennt den Stress und die Sorge, nicht alle benötigten Unterlagen dabei zu haben und möglicherweise unverrichteter Dinge wieder davon ziehen zu müssen. Dass vom Gelingen dieses Termins unser Urlaub abhängig war, steigerte diesen Stress noch einmal erheblich. Natürlich war ich überpünktlich dort und natürlich habe ich zig Male die Vollständigkeit der Unterlagen überprüft, und trotzdem hatte ich feuchte Hände und eine erkennbare Nervosität, als ich aufgerufen wurde. Aber auch hier war alle Sorge unbegründet, und nach ca. 15 Minuten erhielt ich die lang ersehnten neuen Fahrzeugpapiere. Unser LKW ist nun ganz offiziell ein „SO. KFZ. WOHNM.UEB. 2,8 T“.
Er bringt stolze 6.750 kg Leergewicht mit sich, inklusive einer Person und zu 90% gefülltem Treibstoff- und Wassertank. Dies entspricht weitestgehend unserer Berechnung und gibt noch den benötigten Spielraum für den Einbau der Gasanlage, des Herdes, des Holzofens, der fehlenden Möbel, eines evtl. dritten Sitzplatzes im Fahrerhaus sowie der individuellen Reiseausstattung.
Wir hatten im Laufe des Projektes viele Male überlegt, irgendeine entscheidende Etappe des Ausbaus mit all jenen zu feiern, die nun schon seit zwei Jahren unseren Auf- und Ausbau begleiteten. Die Idee kam ursprünglich von einem sehr angenehmen, ebenfalls Wohnmobil begeisterten Geschäftspartner aus Bremen, der das Projekt mit solcher Begeisterung verfolgt, dass er schon zu Beginn versprach, zum Richtfest kommen zu wollen. Wann aber ist Richtfest bei einem Zirkuswagen? Das Richten des Daches war ein kontinuierlicher Prozess, und auf einmal war das Dach drauf und der Zeitpunkt zum Feiern dahin. Auch weitere Anlässe verstrichen, einerseits aus Mangel an geeigneten Terminen, andererseits, weil wir das Fahrzeug mit zunehmender Fertigstellung dann auch im endgültigen Ausbau präsentieren wollten. Und nun hat uns auch noch Corona einen weiteren Strich durch die Rechnung gemacht.
Wir werden ohnehin den Winter über noch weiter ausbauen müssen. Die Heizung ist noch nicht installiert, die Dusche muss noch fertiggestellt werden, und die Möbel müssen ergänzt und aus dem derzeitigen Rohbau-Erprobungsstadium in die gewünschte Wohnlichkeit überführt werden. Es gibt also noch ausstehende Etappenziele, deren Erreichung wir dann noch in großer Runde feiern können..
Und jetzt? Wir sind auf Jungfernfahrt! Am 7. August ging es los. Wir haben Wasser gebunkert und in die Elektrozentrale schnell eine alte Autobatterie als „Notstrom-Versorgung“ eingebaut. Dann wurden die Sachen gepackt, und unter dem Winken und Fahnenschwenken (naja, leicht übertrieben) der Nachbarn sind wir in Richtung Süddeutschland davon gefahren.
Ab jetzt sind wir wieder Teil der Camper-Gemeinde und freuen uns schon auf den Tag, wo wir ins Van-Life einsteigen können. Und das – Lieber Heute Als Morgen!
Für heute war es das.
Immer hübsch frei bleiben!
Da waren ja einige Hürden zu bewältigen , aber wie heißt es so schön : “ Das Ziel ist der Weg “
Danke für das Dabeisein und Miterleben dürfen
Hallo Angela, danke für deinen Kommentar. Der andere Spruch lautet: „Wo ein Wille ist, ist ein Weg“. Wir hatten diese Idee und den festen Willen, sie umzusetzen. Geht nicht, gibt‘s nicht. Dabei kommt es nicht auf die „Größe“ der Idee an, sondern auf die Idee selbst. In fast jedem von uns schlummern Ideen und Träume – vielleicht können wir anderen Mut machen, ebenfalls die eigenen Ideen umzusetzen.